Warten auf das Fliewatüüt

9.9.2019

WARTEN AUF DAS FLIEWATÜÜT

 

„Klick, Klick!“ Den Babyboomern unter den Lesern dürfte es noch ein Begriff sein: Das Fliewatüüt war der Star einer Kinderserie des WDR aus dem Jahr 1972, ein Gefährt, das fliegen, auf oder unter Wasser und natürlich auf der Straße fahren kann. Gesteuert wurde das Ding von Robbi, dem Roboter, der mit seinem Freund Tobbi allerhand Abenteuer erlebte.

Guido-Reinking beobachtet die Automobilindustrie

Guido Reinking beobachtet die Automobilindustrie seit über 20 Jahren – unter anderem für „Welt am Sonntag“, „Financial Times Deutschland“, „Automobilwoche“,  „Capital“ und „Bilanz“. Seit fünf Jahren gibt er „Mobilität von Morgen“ heraus.

Wer in den vergangenen Jahren Mobilitätskongresse und Messen besucht hat, konnte meinen, das Fliewatüüt stehe kurz vor der Serienreife. Dutzende robotergesteuerte Autos und Lufttaxis wurden und werden präsentiert, Ingenieure und Berater sagen die baldige Revolution des Individualverkehrs durch solche Mobile voraus. Aber was heißt bald? Continental erwartete ursprünglich 2025 die Serienreife autonomer Fahrzeuge und nannte eine eigene Initiative nach dem imaginären Startpunkt [AD2025]. BMW wollte sogar schon 2021 selbstfahrende Autos auf den Markt bringen, und Audi testet solche Fahrzeuge seit Jahren auf der A9. Doch ganz so schnell wie ursprünglich gedacht wird es nicht gehen – weder auf der Straße noch in der Luft. Das Fliewatüüt, selbst als reines Tüüt, steckt im Entwicklungsstadium fest, beschreibt unser New Yorker Autor Jens Meiners in dieser fünften Ausgabe von MOBILITÄT von MORGEN. Sogar Waymo-Chef John Krafcik steht auf der Bremse. Das überrascht, denn kein Unternehmen hat mehr unfallfreie Testkilometer mit autonomen Autos absolviert als die Alphabet-Tochter.

Dennoch bringt auch die nahe Zukunft genügend Änderungen für die Automobil- und Mobilitätsbranche. Das Elektroauto wird immer attraktiver – auch für Kunden und Unternehmen, die mit spitzer Feder rechnen. Wir haben für die Opel-Modelle Corsa und Grandland X sogar einen Kostenvorteil für die Elektrovarianten errechnet und dazu die „Total Cost of Ownership“ addiert. Die Ladezeiten mancher Fahrzeuge unterscheiden sich kaum noch von einer Tankpause – auch dank der Schnellladetechnik der Harting Technologiegruppe. Mehr und mehr künstliche Intelligenz drängt ins Auto. Damit wird unsere Mobilität smarter, sicherer und natürlich auch grüner, erläutert OSR-Gründerin Orit Shifman im Interview. Selbst Reifenhersteller machen sich Gedanken, wie mehr Nachhaltigkeit auf die Straße kommt – zum Beispiel durch Müllvermeidung, wie Michelin-Europachef Anish K. Taneja sagt. Unterdessen starten Chinas Autobauer einen neuen Versuch, nach Europa vorzudringen – mit Elektroautos, versteht sich, berichtet Christiane Kühl aus Peking. Ford startet die Elektrifizierung seiner Flotte mit einem Hybrid – der sich auch ohne Ladeinfrastruktur bewegen lässt.
Auch wenn das Fliewatüüt noch auf sich warten lässt, die Mobilitätsbranche ist im Umbruch und braucht neue Fähigkeiten, sagt Unternehmensberater Engelbert Wimmer, Gründer von e&Co. Die MOBILITÄT von MORGEN hat also viele Facetten. Die E-Mobilität ist nur eine davon. Oder, um es mit Robbi zu sagen: „Klick, Klick!“

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