Die Lademeister unter den E-Autos

9.9.2019

Elektrofahrzeuge im Vergleich

Die Lademeister unter den E-Autos

 

Für wie viele Kilometer Reichweite lädt ein Elektroauto in 30 Minuten? MOBILITÄT von MORGEN hat mit Unterstützung der Harting Technologiegruppe 26 Modelle verglichen >.

 

Beim Elektroauto schaut alles auf die Reichweite. Bis zu 500 Kilometer und mehr können die Leistungsstärksten am Stück zurücklegen. Und dann? Wie schnell kann die Batterie wieder aufgeladen werden? Wann kann die längere Dienstreise oder Urlaubsfahrt fortgesetzt werden? MOBILITÄT von MORGEN hat gemeinsam mitder Harting Technologiegruppe, dem Systemzulieferer für Ladetechnik, 25 der gängigsten Elektroautos unter die Lupe genommen. Wir wollten wissen: Welches sind die „Lademeister“? Wer kann in 30 Minuten an einem Schnelllader Strom für die meisten Kilometer „nachtanken“?

Marco Grinblats, Geschäftsführer HARTING Automotive

Harting Automotive, die Autosparte der Harting Technologiegruppe, hat die Bedeutung von schnellem Laden für die Elektromobilität früh erkannt: „Harting hat ein System entwickelt, dass die Ladezeiten nochmals deutlich verkürzt. Die Technologie wird es ermöglichen, das Laden eines Elektrofahrzeugs ähnlich schnell zu bewerkstelligen wie wir es beim Tanken kennen: 80 Prozent der Reichweite in 15 Minuten – das ist ein echter Quantensprung“, sagt Marco Grinblats, Geschäftsführer Harting Automotive. Das Unternehmen bietet Lösungen für alle gängigen Ladestandards weltweit an. Harting ist Systemzulieferer (Tier 1) für BMW und die Volkswagen-Gruppe.

Lademeister in unserem Vergleich ist der Porsche Taycan. Er schafft es, in 30 Minuten die vollen 500 Kilometer Reichweite zu laden. 400 Kilometer stehen schon in 15 Minuten bereit – bei entsprechend hohem Ladestrom. Auf den weiteren Plätzen folgen erschwinglichere E-Mobile wie der Volkswagen ID.3, Opel Corsa-e oder Peugeot 208 e.

Die Werte der Tabelle basieren auf Herstellerangaben und eigenen Berechnungen. Manche Preise musste MOBILITÄT von MORGEN schätzen, wenn die Fahrzeuge wie der Porsche Taycan oder das Einstiegsmodell des VW ID.3 noch nicht am Markt sind. In der Übersicht sind zudem Daten wie Batteriegröße, Verbrauch, Leistung des On-Board-Laders und Ladedauer an den typischen Stationen wie Steckdose, Wallbox und Schnellladesäule zu entnehmen. Auch hier mussten wir viele Daten selbst ermitteln, weil die Hersteller keine einheitlichen Werte liefern. Sie bilden also ebenfalls nur eine ungefähre Größenordnung ab.

Die Ladezeit hängt in erster Linie davon ab, welche Technik im Fahrzeug verbaut wurde. Um vorne dabei zu sein, muss das Auto mindestens über eine Gleichstromladeeinrichtung mit CCS-Anschluss verfügen. Die meisten Elektrofahrzeuge haben diese Technik an Bord, wenn auch zum Teil gegen Aufpreis. Die Unterschiede liegen in der Leistungsfähigkeit des Ladegerätes. Während Modelle im Kompaktsegment häufig eine Ladeleistung von 50 Kilowatt (kW) zulassen, gehen die Premium-Hersteller auf weit über 100 kW. Der Grund: Beideren Fahrzeugen handelt es sich um SUVs oder Limousinen mit entsprechend großen Akkus.

Mercedes, Tesla, oder Audi rüsten ihre E-Modelle für Ladeleistungen zwischen 118 und 150 kW aus. Volkswagen spendiert seinem ID.3 bislang als einzige Volumenmarke 125 kW. Spitzenreiter ist Porsche mit dem Taycan. Die Elektro-Sportlimousine verkraftet bis zu 350 kW und gewinnt damit die 30-Minuten-Wertung. Die Zuffenhausener versprechen im Bestfall in vier Minuten „Nachtanken“ 100 Kilometer Reichweite. Nur gibt es bislang nur wenige 350-kW-Schnellladesäulen in Deutschland. Dieses Ladenetz soll in einem Joint Venture mit Ionity in den kommenden Jahren entlang den Autobahnen ausgebaut werden. Doch selbst bei einer Ladeleistung von 150 kW wäre der Taycan nach einer halben Stunde an der Säule wieder fit für rund 300 Kilometer.

Das Laden einer Batterie läuft nie linear ab: Die Zellen beispielsweise von 30 auf 50 Prozent ihrer Kapazität zu laden, geht wesentlich schneller als von 70 auf 90 Prozent. Weiteren Einfluss haben äußere Bedingungen. Kalte Zellen müssen zunächst auf ihre „Wohlfühltemperatur“ von etwa 25 Grad gebracht werden. Erst dann können genügend Elektronen fließen. Das Aufheizen kostet Strom und verlängert die Ladezeit.

Für die Zellen am schonendsten ist das Laden an der gewöhnlichen Haushaltssteckdose. Harting Automotive-Geschäftsführer Marco Grinblats schätzt, dass sich eine Mischform beim Laden durchsetzt: „Für den täglichen Weg zur Arbeit lädt man zu Hause, auf längeren Strecken an Schnell- und Ultra-Schnellladestationen.“

Die heimische Schuko-Steckdose ist in der Regel mit 16 Ampere abgesichert. Der Anschluss ließe somit eine Ladeleistung von 3,7 Kilowatt (16 x 230 V) zu. Bei stundenlanger Dauerbelastung kann aber meist nur mit 2,3 kW geladen werden.

Eine Wall-Box mit 400 Volt Spannung und 11 kW oder sogar 22 kW Ladeleistung macht nur Sinn, wenn der On-Board-Charger für drei Phasen ausgelegt ist. Erst dann können 11,0 kW (dreimal 3,7 kW) Strom fließen, was die Ladezeit gegenüber der Haushaltssteckdose massiv verkürzt.

Michael Specht


INFO

HARTING Automotive bietet E-Mobility-Lösungen für alle Lade-Standards weltweit an, für Ladeströme von Wechselstrom über Drehstrom bis Gleichstrom, von 230 bis 1000 Volt. Das Unternehmen ist unter anderem Erstausrüster von Lade-Equipment der Volkswagen-Gruppe und von BMW.


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