Kühler Kopf auf Knopfdruck

19.9.2022

Kühler Kopf auf Knopfdruck

 

Dimmbares Glas von Gentex, seit Jahrzehnten bei Rückspiegeln im Einsatz, sorgt nicht nur für blendfreies Fahren. Die Technologie aus der Luftfahrt schützt vor Hitze und Sonnenlicht, verbessert die Ablesbarkeit von Head-up-Displays und kann unliebsame Einblicke ins Auto verhindern. Der Serieneinsatz bei Glasdächern steht unmittelbar bevor. Weitere sinnvolle Lösungen sind denkbar.

Die Sonnenblende aus dimmbarem Glas schützt vor Gegenlicht, ohne die Sicht zu behindern.

Am Anfang war der automatisch abblendende Innenspiegel – eine Innovation, die das US-Unternehmen Gentex zum Marktführer für solche Systeme gemacht hat. 40 Millionen dimmbare Spiegel produziert das 1974 gegründete Unternehmen pro Jahr. Die Elektrochromie genannte Technologie, mit der die Lichtdurchlässigkeit von Glas elektronisch stufenlos geregelt werden kann, setzt Gentex nicht nur in Spiegeln ein. Die Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt.

Das hat auch der Flugzeughersteller Boeing erkannt. Die elektrochromen Kabinenfenster der Boeing 777 und 787 werden von Gentex geliefert und lassen sich je nach Sonneneinstrahlung abdunkeln. Bis zu 99,999 Prozent des sichtbaren Lichts und der UV-Strahlung kann die dritte Generation dimmbarer Flugzeugfenster abschirmen. „Der Einsatz in einem Flugzeug ist herausfordernd – auch für die Haltbarkeit eines solchen Systems“, sagt Brad Bosma, verantwortlich für die Sparte Dimmbare Systeme bei Gentex. „Die tiefen Temperaturen von bis zu Minus 60 Grad, die höhere Intensität der Strahlung und die lange Lebensdauer von Flugzeugen stellen hohe Anforderungen an die Haltbarkeit der dimmbaren Fenster.“

Flugzeugfenster werden elektronisch verdunkelt

Seit dem ersten Einsatz im Flugzeug vor 15 Jahren hat Gentex viele Daten gesammelt und ist sich sicher: Was der Belastung im Luftverkehr standhält, sollte auch für die Glasflächen von Autos einsetzbar sein. Deshalb hat Gentex für die Automobilindustrie dimmbare Glasdächer entwickelt. Hier werden je nach Einsatzzweck bis zu 60 Prozent Licht und Wärme gefiltert. Die Vorteile sind offensichtlich, so Brad Bosma: „Der Innenraum heizt sich nicht mehr so stark auf, was den Einsatz kostbarer Energie für die Kühlung von Elektroautos reduziert.“ Um nur einen Vorteil zu nennen.

Dimmbare Sonnendächer verbessern zudem die Ablesbarkeit von Instrumenten und Bildschirmen, auf denen Sonneneinstrahlung für irritierende Reflexionen sorgt. Innerhalb weniger Sekunden wird das Glas elektronisch auf die gewünschte Verdunklung eingestellt. Damit werden die bisher verwendeten mechanischen Rollos überflüssig. Diese sind teuer, störanfällig und verringern die Kopffreiheit.

Auch Roboter-Shuttle, sogenannte People Mover, können mit Glasflächen versehen werden, um Sonneneinstrahlung und unliebsame Blicke draußen zu halten. Gemeinsam mit dem Schweizer Autovisionär Rinspeed hat Gentex einen Prototyp eines solchen Fahrzeugs, den microSNAP gebaut und auf Messen präsentiert.

Doch damit nicht genug: Werden die Sonnenblenden aus dimmbarem Glas gefertigt, kann das Auge des Fahrers vor starkem Gegenlicht geschützt werden. Gleichzeitig ist aber für genügend Durchblick gesorgt, um Ampeln und Verkehrszeichen ablesen zu können oder Gefahren zu erkennen.

Elektronisch abgedunkelte Sonnendächer halten die Hitze draußen und verhindern unliebsame Reflexionen auf den Bildschirmen im Auto.

Für die immer beliebter werdenden Head-up-Displays ist das Gentex-System ebenfalls eine gute Lösung: Daten wie Geschwindigkeit und Navigationspfeile werden dem Fahrer in einem durchsichtigen Glas auf dem Armaturenbrett angezeigt. Bei starkem Gegenlicht lassen sich Head-up-Displays nur noch schwer erkennen. Wird stattdessen dimmbares Glas eingesetzt, verbessert das die Ablesbarkeit.

Nicht zuletzt kann das Glas vor der Frontkamera, meist vor dem Innenspiegel installiert, gedimmt werden. Solche Kameras werden für die Abstandsmessung zum Vorausfahrenden, für die Verkehrszeichenerkennung oder für den Spurhalteassistenten verwendet. Starkes Sonnenlicht kann deren Funktion beeinträchtigen. Für dimmbares Glas gibt es sehr viele sinnvolle Einsatzmöglichkeiten im Auto. Das haben einige Autohersteller bereits erkannt. Ein Serieneinsatz steht unmittelbar bevor, verrät Gentex-Manager Brad Bosma.

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