Wie Obrist mit Solarstrom aus der Wüste für „Klima-postive“ Mobilität sorgt

16.9.2022

Wie Obrist mit Solarstrom aus der Wüste für „Klima-postive“ Mobilität sorgt

„CO2-neutral fahren –das genügt nicht mehr“

 

Der österreichische Ingenieur und Visionär Frank Obrist forscht seit 20 Jahren an einem revolutionären Energiekonzept. Mithilfe von Solarenergie möchte er Meerwasser und CO2 aus der Luft in synthetischen Alkohol, Sauerstoff und Kohlenstoff umwandeln. Das passende Auto für diesen Treibstoff gibt es bereits.

Simulation des „Modern Forrest“: Die drei mal fünf Kilometer große Anlage erzeugt aus Sonnenlicht, Luft und Meerwasser synthetisches Methanol. Sie kann sogar dauerhaft CO2 aus der Atmosphäre filtern.

Ein CO2-freier Straßenverkehr – für den österreichischen Ingenieur und Unternehmer Frank Obrist ist das nicht genug. „Die aktuelle Klimakrise zeigt doch, dass Klimaneutralität anzustreben nicht mehr ausreicht.“ Die gesamte nördliche Hemisphäre leidet derzeit unter Wassermangel – vom Rhein über Norditalien bis nach China. Die Temperaturen steigen schneller als angenommen. „Wir müssen das CO2, das wir bis jetzt in die Atmosphäre geblasen haben, wieder entfernen“, sagt Frank Obrist – und hat dafür die passende Technologie entwickelt. Im August wurde das deutsche Patent dazu erteilt. Erste Gespräche über die Industrialisierung laufen.

Frank Obrist, Innovator und Unternehmer aus Österreich

„Kohlenstoff-Senke“ nennt Frank Obrist das Verfahren, „Modern Forrest“ die Anlage. Denn sie produziert Brennstoff und Sauerstoff wie ein Wald – nur viel effizienter und an Orten, wo keine Wälder wachsen. Und so funktioniert der „Modern Forrest“: Mittels Elektrolyse wird aus Sonnenlicht und Meerwasser reiner Wasserstoff produziert. In einem einem weiteren Verfahren verbindet sich der Wasserstoff mit CO2 aus der Luft zu CH2OH – besser bekannt als Methanol. Die Produktion von einem Kilo Methanol bindet 1,38 Kilogramm CO2. Dieses E-Methanol kann mit Pipelines, Schiffen oder Lkw praktisch ohne Verluste über weite Strecken transportiert werden – im Gegensatz zu Strom oder Wasserstoff.

Doch damit nicht genug: Die Kohlenstoff-Senke kann einen Teil des aufgefangenen CO2 in reinen, festen Kohlenstoff umwandeln. Je einem Liter Methanol fallen 50 Gramm Kohlenstoff an, „so viel wie eine halbe Tafel Schokolade“, sagt Frank Obrist. Der Kohlenstoff kann verarbeitet oder gelagert werden. Der Atmosphäre wird so das klimaschädliche Gas CO2 dauerhaft entzogen.

Das aus Sonnenlicht, Wasser und CO2 produzierte Methanol wird als Kraftstoff verwendet – zum Beispiel in dem Hyper Hybrid, den Obrist Powertrain gemeinsam mit dem Entwicklungsdienstleister AVL gebaut hat. Der umgebaute Tesla Model Y wurde zu einem Plug-in-Hybrid mit einem ebenfalls von Obrist entwickelten vibrationsfreien Zweizylinder-Verbrennungsmotor. Das kompakte Aggregat liefert als Reichweitenverlängerer 40 Kilowatt Strom, wenn die 17 Kilowattstunden große Batterie des Fahrzeugs leer ist. Die Leistung des Elektromotors beträgt 100 kW. Die Batterie kann extern aufgeladen werden. Der Verzicht auf die Riesen-Batterie macht das Auto 250 Kilogramm leichter – und preiswerter: „So ein Fahrzeug ließe sich für 22.000 Euro realisieren“, verspricht Frank Obrist. Das ist weniger als die Hälfte des Preises für ein vergleichbares batterieelektrisches Auto. Klimafreundliche individuelle Mobilität wäre damit auch künftig bezahlbar. Mit Methanol aus „The Modern Forrest“ betrieben, wäre das Fahrzeug nicht nur klimaneutral, sondern würde mit jedem gefahrenen Kilometer 25 Gramm CO2 aus der Atmosphäre entfernen.

Der Prototyp eines „Hyper Hybrid“ auf Basis des Tesla Model Y hat 100 kW Leistung, eine kleine 17 kWh Batterie und einen vibrationsfreien Zweizylinder als Reichweitenverlängerer.

Insgesamt 80 Patente besitzt die Obrist-Gruppe nach 20 Jahren Entwicklungsarbeit rund um das Thema grüne Mobilität. Die 50 Mitarbeiter des Unternehmens beschäftigen sich auch mit dem Wärmemanagement in Kraftfahrzeugen. Mit Kompressoren und CO2-Klimaanlagen, die ohne giftige und klimaschädliche Fluor-Verbindungen auskommen, ist Obrist seit langem ein erfolgreicher Zulieferer der Automobilindustrie.

Über die Umsetzung einer ersten Anlage zur Erzeugung von „flüssigem Strom“ verhandelt das Unternehmen gerade mit Nigeria. Auch Saudi Arabien hat Interesse signalisiert. Denn wegen der Effizienz „Well zu Wheel“ (von der Quelle bis zum Rad) müssen die Photovoltaik-Anlagen dort stehen, wo die Sonne jeden Tag scheint, also im Wüstengürtel der Erde. „Wir können hier den Strom für unter einen Cent pro Kilowattstunde herstellen“, sagt Frank Obrist. Das sind lediglich ein Zehntel der Kosten in Deutschland.

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