Geraten Minis unter die Räder?

15.11.2020

Geraten Minis unter die Räder?

 

Ausgerechnet sparsame Kleinwagen werden das Opfer der CO2-Regulierung der EU. Citroën hat eine Idee, wie die Stadtflitzer zu retten sind.

Mit dem Citroën Ami bietet der französische Automobilhersteller einen günstigen Kleinstwagen für die Stadt. Seine Reichweite beträgt bei einer Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h rund 75 Kilometer. Foto: Citroën

Nachdem Opel bereits die Modelle Karl und Adam eingestellt hat, Ford den Ka aus dem Programm nimmt und Daimler sein Smart-Werk aufgibt, steigt nun PSA aus dem Gemeinschaftsunternehmen Toyota Peugeot Citroën Automobile aus. Im tschechischen Kolin bauen beide Hersteller seit 2002 die Kleinwagen Toyota Aygo, Citroën C1 und Peugeot 107/108. Doch es gibt auch neue Ideen für den Kleinwagen der Zukunft – zumindest in der Großstadt.

Auch Volkswagen plant derzeit keinen Nachfolger des VW Up, der baugleich als Skoda Citigo und Seat Mii angeboten wird. Das Problem der Autohersteller: Schwere Autos dürfen nach den Regeln der EU mehr CO2 als die geforderten 95 Gramm pro Kilometer ausstoßen, leichte müssen darunter bleiben. Da die hohen Kosten für Elektrifizierung und Hybridisierung bei preiswerten Kleinwagen besonders schwer zu amortisieren sind, konzentrieren sich die Autohersteller lieber auf größere, teurere Modelle mit höheren Gewinnmargen.

Der Grund für diese Entscheidung wird verständlich, wenn man sich die Kosten anschaut: So fährt VW mit jedem E-Up 4000 bis 5000 Euro Verlust ein – und das, obwohl der Kleinwagen mit 22.000 Euro nicht gerade billig ist. Der PSA-Konzern prüft nun, wie es nach der Übernahme von Fiat mit dessen Kleinwagen 500 und Panda weitergeht. Derzeit ist für den Fiat 500 mit Verbrennungsmotor noch kein Nachfolger in Sicht.

Wie die Zukunft kleiner, erschwinglicher Stadtwagen aussehen könnte, zeigt die PSA-Marke Citroën mit dem Modell Ami: Der Zweisitzer fährt rein elektrisch und hat eine Reichweite von gerade mal 75 Kilometern. Dafür darf das Gefährt je nach Bundesland schon von 15- oder 16-jährigen gefahren werden. Denn das nur 45 km/h schnelle Auto wird als Kleinstfahrzeug der Klasse Le6-BP zugelassen. Damit braucht es weder Airbags noch ABS. Auch auf komfortable Sitze und eine Klimaanlage müssen Ami-Fahrer verzichten.

Der Citroën Ami besteht aus nur 250 Einzelteilen, die in Marokko zusammengebaut werden. Front und Heck sowie beide Türen sind weitestgehend baugleich. Die spartanische Ausstattung erinnert an die legendäre „Ente“ (2CV) von Citroën, auch wenn der nur 485 Kilogramm leichte elektrische Freund leider nicht deren Komfort auf die Straße bringt. Unerreichbar ist jedoch der Preis: Rund 7.000 Euro soll der Wagen im Verkauf kosten. Er kann bei einer Anzahlung von 2.600 Euro schon für 19,99 Euro geleast werden. „Damit sind wir bei dem Preis für eine Mobilfunk-Flatrate“, so ein Citroën-Sprecher.

In Paris ist der Kleinwagen als Carsharing-Modell im Einsatz: 100 Ami gehören zur Free2Move-Flotte der französischen Hauptstadt. Weitere 1000 Ami wurden dort bereits an Privatkunden verkauft.

Guido Reinking

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