Man reibt sich die Augen und kann es nicht glauben. Der kommunikative Supergau, den sich Volkswagen am Wochenende geleistet hat, wird auch mit Bekanntgabe der Zukunftsstrategie “Transform 2015” nicht besser. Vorstandschef Matthias Müller ist in einem Interview mit der FAS gleich drei Mal mit beiden Füßen ins Fettnäpfchen gestiegen.
Den Abbau von 30.000 Stellen, davon 23.000 in Deutschland, mit den Worten „wir haben Fett angesetzt“ zu kommentieren, ist instinktlos. Hier geht es um Menschen, die Angst um ihren Arbeitsplatz haben.
Für den mangelnden Erfolg der Elektroautos die Kunden verantwortlich zu machen, ist eine Frechheit. Wenn die gesamte VW-Gruppe einschließlich Audi und Porsche nicht in der Lage ist, ein begehrenswertes Elektroauto wie den Tesla zu bauen, dann stellt sich der Konzern selbst ein Armutszeugnis aus. Wo ist das Leuchtturmprojekt, das zeigt, wozu die VW-Techniker fähig sind? Wo ist der Drei-Liter-Lupo, wo der Audi A2? Hier haben nicht die Kunden versagt.
Höhepunkt der Kundenbeschimpfung ist Müllers Ansage, die in Europa vom Dieselskandal betroffenen VW-Fahrer seien doch gar nicht geschädigt. Durch die Nachrüstung werde das Auto nicht schlechter sein als vorher. Wie bitte? Millionen von VW-Kunden müssen befürchten, dass ihre Fahrzeuge an Restwert verlieren. Schon jetzt geht die Nachfrage nach Diesel-Modellen, auch auf dem Gebrauchtwagenmarkt, spürbar zurück.
Mit diesen Äußerungen hat Müller erneut den Zorn von Verbraucherschützern und Politikern auf sich gezogen und damit seinem Unternehmen massiv geschadet. Man muss sich schon die Frage stellen, ob Matthias Müller der richtige an der Spitze des Unternehmens ist. Dass er nur schlecht beraten wird – dies ist ja nicht seine erste Kommunikationspanne – reicht als Begründung nicht mehr aus.
Ich frage mich, wie ein Vorstands- oder Aufsichtsratschef Ferdinand Piech wohl reagiert hätte. Wahrscheinlich hätte er drei Dinge gesagt: „Wir werden ein Elektroauto bauen, das technologisch führend ist und sich gut verkauft.“ „Wir werden die Probleme so lösen, dass die Kunden auch künftig wieder einen Volkswagen kaufen.“ Und zum Thema Personalabbau sagte mir Piech einmal in einem Interview: Als er bei Audi als Vorstandschef 2000 Arbeiter entlassen musste und deren Familien vor seinem Haus in Ingolstadt demonstrierten, sei das der schlimmste Tage in seinem Leben gewesen. Piech hat lieber einen Manager als 1000 Arbeiter gefeuert. Wer hätte gedacht, dass man ihn so schnell vermissen würde…