D ie Sprachsteuerung gilt als die Zukunft der Kom- munikation zwischen Mensch und Maschine. Die Au- tomobilindustrie arbeitet seit langem daran – mit überschau- barem Erfolg. Sprachbefehle er- kennen Autos selten auf Anhieb, denn: „Nach wie vor muss man so reden, wie die Spracherken- nung es vorgibt“, sagt Jonas Moßler, Mitgründer des Mann- heimer Start-ups Susi&James. „Wir wollen, dass die Maschine lernt zu reden wie ein Mensch, nicht der Mensch sprechen muss wie eine Maschine.“ Seit der Gründung 2014 ar- beitet das Team um Jonas Moß- ler (34) und Axel Ganter (36) an der perfekten Spracherkennung mittels Künstlicher Intelligenz. Der Unterschied zu Systemen wie Alexa und Siri: „Wir haben als Backup einen Menschen, der bei Sätzen, die der Roboter nicht er- D ie Umweltdebatte rund ums Automobil erinnert an das Märchen vom Hasen und dem Igel. Während die Automobilindustrie in immer schnellerem Tempo den Umweltthemen CO2, Feinstaub, Stickoxyde und Elektrifizierung hin- terherläuft, scheint der grüne Igel stets schneller zu sein. Ein totes Rennen, das die Autohersteller nicht gewinnen können, auf das sie sich auch nicht einlassen sollten. Jahre hat das Thema CO2 und Verbrauch die Diskussion bestimmt. Also haben die Auto- hersteller auf den sparsamen, CO2-vermeidenden Diesel gesetzt. Dann kam die Feinstaub-Diskussi- on hoch. Die Hersteller bauten Filter ein und erhöh- ten die Verbrennungstemperatur im Zylinder – was aber die Stickoxyd-Werte in die Höhe trieb. Mit be- kannten Folgen in Medien und Politik. Nie war die Start-up Susi&James entwickelt den lernenden Sprachroboter KI mit menschlichem Faktor KOMMENTAR VON GUIDO REINKING Das Auto der Zukunft ist nicht grün, sondern klug kennt, eingreift.“ Statt „Nicht ver- standen“ zu antworten, fragt der Sprachroboter den Menschen im Hintergrund. Die Maschine wird so mit Hilfe Künstlicher und menschlicher Intelligenz immer schlauer. In Mannheim sitzen ein Großteil der mittlerweile 17 Mitarbeiter. Automobilherstel- ler und Systemlieferanten sind bereits auf die Idee aufmerk- sam geworden. Für den Sport- wagenbauer Porsche bringt Susi&James dem Benutzer- handbuch das Sprechen und Verstehen bei. „Unser Ziel ist, hochwertiges Wissen einfacher zugänglich zu machen“, sagt Moßler. Ein weiteres Projekt startet Susi&James mit dem Autozu- lieferer Röchling: „Künstliche Intelligenz soll das Wissen im Unternehmen für alle Mitar- beiter nutzbar machen“, sagt Vorstandschef Erwin Doll. „Hier- durch sollen Abläufe vereinfacht und beschleunigt werden, wie die Aus- und Weiterbildung.“ Susi&James soll helfen, Fragen von Mitarbeitern und Kunden schnell zu beantworten. Natürlich könnten Autoher- steller auch mit Google, Amazon oder Apple zusammenarbeiten und Siri oder Alexa ins Auto brin- gen. „Doch dann würden die In- ternet-Riesen die Daten für ihre eigenen Geschäftsmodelle nut- zen.“ Bei der New Mobility World der IAA ist Susi&James zum zwei- ten Mal dabei – dann mit ersten Anwendungen im Gepäck. Und mit einer Vision: Immer wenn es um sensible Daten, gesammeltes Wissen und genaue Sprachsteu- erung geht, könnte Susi&James die Lösung sein – im Auto genau- so wie im Gesundheitswesen, bei Einzelhändlern, Produktherstel- lern oder Banken. rei Zufriedener Fahrer mit „Augmented Intelligence“ Mit Maschinen menschlich reden Die Lösung mit SUSI&James Steuerungseinheit fragt Cloud um Hilfe. Falls die Cloud die Antwort nicht kennt, zieht sie einen Menschen hinzu. Steuerungs- einheit Cloud mit AI Menschlicher Experte auf Anfrage Online-Training der AI 1 2 Kritik am Diesel größer. Jetzt ist es das Elektroauto. Kaum hat sich die Branche über ihre eigenen, jah- relang vorgetragenen Bedenken hinweggesetzt, und setzt nun auf den E-Antrieb, da scheint auch dieses Rennen schon verloren, bevor es recht begonnen hat. In einer ganzen Reihe von Artikeln, jüngst auch in „Süddeutscher Zeitung“ und „Spiegel“, wird zu Recht hinterfragt, ob das Elektroauto tatsächlich so sauber ist, wie es der fehlende Auspuff suggeriert. Die Autohersteller sind selbst schuld. Sie haben sich auf das falsche Rennen eingelassen. Die Zukunft dieser Industrie wird nicht im Motorraum entschie- den, sondern dort, wo das Gehirn des Autos sitzt, in der IT und Elektronik. Wir brauchen nicht – oder nicht nur – sauberere, sondern vor allem smartere Autos. Das Elektroauto wird seinen Beitrag leisten, die Innenstadtluft sauberer zu halten. Es gibt mitt- lerweile schicke, praktische und auch preiswerte E-Autos. Und es gibt eine wachsende Nachfrage. Wer aber in Zukunft eine prägende Rolle in der Mobilitätsindustrie spielen will, muss nicht nur das Atmen, son- dern das ganze Leben erleichtern. Neue Serviceangebote, Car-, Ride- und Bike- Sharing, vernetzter, intermodaler und autonomer Verkehr, das sind die Zukunftsfelder, die diese Branche antreiben werden. Der Individualver- kehr wird, nebenbei bemerkt, damit auch sauberer. Aber vor allem intelligenter. „Wer künftig eine Rolle spielen will, muss nicht nur das Atmen, sondern das Leben erleichtern.“ 14 >> MOBILITÄT VON MORGEN · VERNETZT - NACHHALTIG - AUTONOM