Was AKK für die Automobilbranche bedeutet

Mit Annegret Kramp-Karrenbauer wird eine ehemalige Ministerpräsidenten des Saarlands CDU-Vorsitzende und womöglich Kanzlerin. Sie kennt die Automobilindustrie wesentlich besser als Angela Merkel. 

Für die Automobilbranche muss der Wahl von Annegret Kramp-Karrenbauer zur CDU-Vorsitzenden – statt des als wirtschaftsfreundlich geltenden Friedrich Merz – keine

Annegret Kramp-Karrenbauer im Gespräch mit Guido Reinking. Foto: VDA

schlechte Nachricht sein sein. Ich habe „AKK“ im vergangenen Jahr auf der IAA kennengelernt. Sie nahm dort als saarländische Ministerpräsidentin an einer Podiumsdiskussion teil, die ich moderieren durfte. Dabei hat sie ein tiefes Verständnis für die Automobilindustrie gezeigt, die in ihrem Bundesland eine große Bedeutung hat. Neben ihr saßen der damalige ZF-Vorstandschef Stefan Sommer und Ford-Chef Gunnar Herrmann auf dem Podium. Ford baut im Werk Saarlouis mit 7000 Mitarbeitern die Modelle Focus und Kuga, ZF betreibt in Saarbrücken ein Werk für die 8HP-Automatik. Dort produzieren 8400 Mitarbeiter 2,5 Millionen Getriebe im Jahr.

Wenig bekannt ist, dass die Quote der in der Automobilindustrie beschäftigten Menschen im Saarland höher ist als in jedem anderen Bundesland, einschließlich Baden-Württemberg. Wenn diese Industrie in Deutschland einen Schnupfen bekommt, hat das Saarland eine Grippe. Das kleine Bundesland ist das drittgrößte Automobil-Zuliefererzentrum Deutschlands. Fast die Hälfte des Gesamtumsatzes der Industrie an der Saar stammt aus der Automobilbranche.

AKK bringt als CDU-Vorsitzende und später als Kanzlerin (alles andere wäre eine Überraschung) also ein hohes Maß an Industrie-Kompetenz mit – was man bei Angela Merkel stets vermisst hat. Eine industriepolitische Strategie, geschweige denn einen Masterplan, hat es unter Merkel nie gegeben. Die überstürzte Energiewende und das hilflose herumlavieren in der Diesel-Krise sind Belege dafür.

Annegret Kramp-Karrenbauer machte bei der Podiumsdiskussion klar, dass die Automobilindustrie auch künftig eine zentrale Bedeutung haben muss – und ergänzte, wie sie das erreichen will, zum Beispiel durch die Förderung eines engen Netzwerks aus Forschung und Industrie, zwischen Universitäten und Unternehmen. „Wir wollen künftig einen noch engeren Schulterschluss zwischen dem Netzwerk und den saarländischen Branchenunternehmen erreichen.“

Nie waren solche Netzwerke wichtiger als heute. So hat das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Saarbrücken einen Schwerpunkt Autonomes Fahren, der die Autohersteller bei diesem Thema unterstützt. Eine der Ausgründungen des DFKI, das Startup Semvox, hat seine intelligente Sprachsteuerung schon in die neuste Infotainment-Generation des VW-Konzerns einbauen können. Künstliche Intelligenz und autonomes Fahren werden das Gesicht der Autobranche stärker verändern als die Elektromobilität. Für Annegret Kramp-Karrenbauer liegen solche Themen näher als Angela Merkel. Guido Reinking

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