Harting setzt E-Mobilität unter Hochspannung

14.9.2018

Wie ein Familienunternehmen aus Espelkamp die Ladetechnologie revolutioniert

Harting setzt E-Mobilität unter Hochspannung

Harting setzt E-Mobilität unter Hochspannung

An der Fahrzeugstudie Snap von Rinspeed zeigte Harting auf der Computermesse CES in Las Vegas seine Schnellladetechnik.

Als Spezialist für die Übertragung von Energie, Signalen und Daten zwischen Maschinen ist Harting nicht nur ein gesuchter Partner für Industrie 4.0, sondern Systemlieferant für die Elektromobilität.

 

Wer beim Porsche Panamera 4E Hybrid die Ladekabel aus dem Kofferraum nimmt, stößt auf das Firmenlogo der Harting Technologiegruppe. Der Marktführer für industrielle Verbindungstechnik hat die Elektromobilität als neues Betätigungsfeld erschlossen.

„Nur mit der E-Mobilität sind die Vorschriften zur Luftreinhaltung vor allem in den Städten zu erfüllen. Wir haben schon früh das steigende Umweltbewusstsein in der Gesellschaft in Sachen Verkehr und die sich daraus ergebenden Anforderungen und Chancen erkannt“, sagt Marco Grinblats, Geschäftsführer Automotive bei Harting. „Deshalb haben wir uns bei der Entwicklung und Fertigung darauf fokussiert und beschäftigen uns auch mit allen Fragen der Normung.“

Wenn es in der Industrie darum geht, Daten, Signale und Energie zu übertragen, kommt Harting ins Spiel. Das Familienunternehmen aus dem westfälischen Espelkamp liefert als Tier-1-Supplier, also Systemlieferant, seit 2016 Ladetechnik für die Elektroautos des VW-Konzerns und seit einigen Monaten auch an BMW. Harting beherrscht die Ladestandards für Europa, die USA, Japan und China. „Die Übertragung von Energie und Informationen spielt in der Elektromobilität wie im Maschinenbau eine zentrale Rolle. Deshalb ist es nur logisch, dass sich Harting auch auf diesem Feld mit wachsendem Erfolg engagiert“, sagt Philip Harting, Geschäftsführer der Gruppe. Über 700 der 4.600 weltweit beschäftigten Mitarbeiter sind Ingenieure und Wissenschaftler. Jetzt hat das Unternehmen eine Technologie entwickelt, die das Laden eines Elektroautos in Rekordzeit erlaubt – mit bis zu 1.000 Volt (s. Interview >). Die Dauer des Ladevorgangs unterscheidet sich kaum mehr von der des Tankens eines Autos.

Reichweitenangst vertreiben

Harting demonstriert am Rinspeed Konzeptfahrzeug „Snap“, wie sein Super Fast Charging funktioniert: Infotecs, ein Spezialist für IT-Sicherheit, verschlüsselt die Ladesäulen-Kommunikation und macht sie sicher vor Zugriffen von Hackern. Der Stromanbieter Innogy liefert die Ladesäule, die auch mit Harting-Hardware ausgestattet ist. Zwei Autos können parallel mit 22 Kilowatt Wechselstrom sicher und komfortabel laden. Abgerechnet wird nur, was verbraucht wird, denn die Ladesäule funktioniert eichrechtskonform. Über das IT-Backend von innogy ist sie intelligent vernetzt. Für die individuelle Verbrauchsabrechnung werden mit dem Edge Computing System Mica von Harting die Daten aus der Ladesäule ausgelesen.

Der „Snap“ weist den Weg

Lange Ladezeiten und die daraus resultierende Reichweitenangst gelten als größte Hemmnisse der E-Mobilität. Folge: Trotz Förderung greifen nicht einmal zwei von hundert Neuwagenkunden zu einem Auto, das sich an der Steckdose aufladen lässt.

Wer es gewohnt ist, sein Auto in wenigen Minuten zu tanken um dann hunderte Kilometer zu fahren, den schreckt die Vorstellung, sein Elektroauto an der Haushaltssteckdose zehn Stunden aufladen zu müssen. Selbst an den meisten öffentlichen Ladesäulen kann es Stunden dauern, bis die Batterie voll ist.

Gute Chancen sieht die Technologiegruppe daher für seine High Power Current Lösung. „Daran arbeiten wir sehr intensiv, wie wir am Snap demonstriert haben. Denn diese Technologie wird mittelfristig die E-Mobilität prägen“, ist Geschäftsführer Grinblats überzeugt. Zudem kommt dem Unternehmen seine globale Aufstellung zugute. Es registriert eine stark steigende Nachfrage nach Ladekabeln und hat deshalb die Fertigungskapazitäten in den rumänischen Standorten Sibiu und Agnita im vergangenen Jahr deutlich ausgebaut. Aber auch in Nordamerika oder sogar China wäre eine lokale Fertigung möglich, wenn Kunden es wünschten. Harting verfügt über 13 Produktionsstätten in elf Staaten. Marco Grinblats: „Mit unserem Know-how und einem umfassenden Portfolio sind wir bestens aufgestellt, um der Verkehrswende technologisch und infrastrukturell zum Durchbruch zu verhelfen.“

Guido Reinking

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