„The Modern Forest“ produziert klimaneutralen Treibstoff und speichert CO2

3.9.2021

Obrist erfindet revolutionäres Energiekonzept

„The Modern Forest“ produziert klimaneutralen Treibstoff und speichert CO2

 

Klimaneutrale Mobilität ist Frank Obrist nicht genug: Der österreichische Innovator hat ein Konzept entwickelt, das der Atmosphäre CO2 entnimmt und zu „flüssigem Strom“ und Kohlenstoff verarbeitet. Damit werden Verbrenner und Hybride zu Elektroautos „2.0“.

Ein Display im „Electric Vehicle 2.0“ zeigt an, in welchem Ladezustand die Batterie ist und wieviel eMethanol verbraucht wurde.

München. Nur klimaneutral unterwegs zu sein, das reicht Frank Obrist nicht. „Wir haben mit unseren Autos mehr als 100 Jahre CO2 in die Luft geblasen. Jetzt müssen wir anfangen, es wieder aus der Atmosphäre zu entnehmen.“ Der österreichische Ingenieur, Unternehmer und Visionär hat einen kühnen Plan: „The Modern Forest“, ein synthetischer Wald, soll aus Sonnenenergie und CO2 einen Treibstoff herstellen, der in Verbrennungsmotoren verwendet werden kann: eMethanol.

Ein vibrationsfreier Zweizylinder mit 50 kW Leistung lädt bei Bedarf die Batterie des umgebauten Tesla.

„In der vorindustriellen Zeit lag der CO2-Anteil in der Atmosphäre bei 280 PPM“, sagt Frank Obrist, und gibt zu bedenken: „Derzeit liegen wir schon bei mehr als 400 PPM. Vielleicht können wir noch 450 PPM einbringen.“ Dann werde der Klimawandel jedoch unumkehrbar. „Es wird Zeit, der Atmosphäre wieder CO2 zu entnehmen.“

Frank Obrist, Innovator und Unternehmer aus Österreich

Die Firma Obrist beschäftigt sich seit längerem mit dem Thema klimaneutraler Mobilität. Vor zwei Jahren stellte das Unternehmen mit Sitz in Lustenau in Vorarlberg einen Plug-in-Hybrid auf Basis eines Tesla vor, der mit einem kleinen vibrationsfreien Verbrennungsmotor als Stromerzeuger ausgestattet ist. Dadurch kommt der „Hyper Hybrid“ von Obrist mit einer kleinen Batterie aus, was ebenfalls Ressourcen schont.

Der jüngste Prototyp dieses Hybrid kann mit synthetischem Alkohol, eMethanol genannt, betrieben werden – und wird so zum „Electric Vehicle 2.0“, klimaneutral und wirtschaftlich. Denn das eMethanol soll künftig aus „The Modern Forest“ kommen, einem Sonnenkraftwerk, das dort installiert werden soll, wo die Sonne intensiv scheint, zum Beispiel in Saudi-Arabien. „E-Methanol ist ein neuer Ansatz“, sagt Frank Obrist. Denn im Sonnengürtel der Erde koste Strom aus Photovoltaik nur 1 Euro-Cent pro Kilowattstunde (kWh). Nicht wie in Deutschland, wo es 6 Cent sind. Dadurch spielen Verluste bei der Produktion des E-Methanol keine große Rolle.


Das Konzept des „Modern Forest“: Aus Sonnenenergie und Wasser wird synthetischer Alkohol (eMethanol) und reiner Sauerstoff.


Und so funktioniert „The Modern Forest“: Mittels Elektrolyse wird aus Sonnenstrom und Meerwasser reiner Wasserstoff produziert. In einem weiteren Verfahren verbindet sich der Wasserstoff mit CO2 aus der Luft zu CH2OH – Methanol. Die Produktion von einem Kilo Methanol bindet 1,38 Kilo CO2. Dieses E-Methanol kann mit Pipelines, Schiffen oder Lkw praktisch ohne Verluste über weite Strecken transportiert werden – im Gegensatz zu Strom oder Wasserstoff. Methanol kann in Motoren verbrannt oder in der chemischen Industrie verwendet werden. Frank Obrist: „Methanol ist der ideale Weg, Wasserstoff zu transportieren.“ In einem Liter eMethanol stecken 4,35 kWh an Energie. Bei Wasserstoff sind es nur 2,36 kWh, in einer Batterie dieses Volumens sogar nur 0,5 kWh. Eine Anlage zur Produktion von 400.000 Tonnen eMethanol pro Jahr soll 2 Mrd. Euro kosten. Beim Verbrennen des eMethanols in Motoren von Autos, Nutzfahrzeugen, Booten oder Flugzeugen wird das CO2 wieder in die Atmosphäre entlassen. So entsteht ein klimaneutraler Kreislauf. Frank Obrist: „Unser Modern Forest ist pro Fläche um den Faktor 20 bis 30 effektiver als der normale Wald.“

Mit seinem cSink-Konzept geht Frank Obrist noch einen Schritt weiter. Hier wird aus Wasserstoff und CO2 mittels Sonnenenergie und der Bosch-Reaktion, benannt nach dem deutschen Chemiker Carl Bosch, elementarer Kohlenstoff, also Graphit. So wird das CO2 dauerhaft der Atmosphäre entnommen, kann gelagert oder weiterverarbeitet werden. Frank Obrist: „eMethanol und cSink können in einem Werk produziert werden. Damit wäre dies die erste CO2-negative Energieproduktion.“ „The Modern Forest“ ist also mehr als ein nur klimaneutrales Mobilitätskonzept.

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