Mit Sicherheit vernetzt und autonom

16.9.2016

MIT SICHERHEIT VERNETZT UND AUTONOM

Die Zukunft hat begonnen: Neue Technologien drängen mit Macht ins Auto

Zentrale des Telematik-Dienstes OnStar von General Motors in Detroit

Zentrale des Telematik-Dienstes OnStar von General Motors in Detroit

Das „OnStar Command Centre“ in der General-Motors-Zentrale in Detroit erinnert an das Kontrollzentrum der Nasa: Ein halbes Dutzend Bildschirme nehmen die gesamte Wand ein. Auf dem größten der Screens ist die Karte Nordamerikas zu sehen – und hunderte blaue und rote Punkte: Blau heißt, jemand fragt nach einem Service, rot, dass es ein Problem gibt, zum Beispiel eine Panne. Wenn ein rotes Dreieck erscheint, hat bei einem Fahrzeug der Airbag ausgelöst – ein Unfall. Über OnStar, dem Telematik-System von General Motors, ist der Autohersteller weltweit mit mehr als sieben Millionen Fahrzeugen seiner Marken verbunden – von Chevrolet über Cadillac bis Opel (siehe Seite 11). Gegen Ende des Jahres dürften es zwölf Millionen sein. Kein anderer Autohersteller ist mit mehr seiner Kunden vernetzt, denn die Vorteile leuchten jedem ein: Melden Komponenten wie Batterie, Anlasser oder Benzinpumpe einen Fehler, informiert OnStar den Fahrer und die nächstgelegene Werkstatt. Im Falle eines Unfalls ruft ein Mitarbeiter im Fahrzeug an und schickt, falls nötig, Retter auf den Weg.

Während sich die Elektromobilität noch immer schwer tut, selbst staatliche Förderung kaum für steigende Nachfrage sorgt, ist die Vernetzung nicht mehr aufzuhalten. Zu offensichtlich sind die Vorteile. Nach Zahlen der Unternehmensberatung EY sind heute zwar erst 10 Prozent der Autos ständig mit dem Internet verbunden, 2020 werden es aber 90 Prozent sein.

Die Lkw sind längst weiter

Bei den schweren Nutzfahrzeugen ist diese Quote wohl heute schon erreicht. Moderne Lkw sind mit ihrem Betreiber in ständigem Kontakt, melden Standort, Ladung, Zustand des Fahrzeugs. Die Mobilität der Zukunft – in der Logistik ist sie längst Gegenwart. Nun kommt die Technologie auch in den leichten Nutzfahrzeugen und Transportern zum Einsatz, wie Volkswagen mit dem „ConnectedVan“ zeigt.

Die Nutzfahrzeugbranche ist auch bei der autonomen Mobilität einen Schritt weiter. Im Vorfeld der IAA (22.-29. September) steuerten bereits autonom fahrende 40-Tonner, zu echten Lastzügen vereint (Platooning), über die Autobahn.

Die autonome Mobilität wird das Gesicht der Branche stärker verändern als das Elektroauto – bis hin zur Vermarktung. „Autonomes Fahren wird durch Carsharing zu Mobility on demand. Der Kunde zahlt nur noch für die Mobilität“, sieht Peter Fuß, Automotive-Experte bei EY, die Zukunft. Und: In Zukunft zahlt der Kunde für diese neue Mobilität möglicherweise nicht mehr mit Dollar oder Euros, sondern mit seinen Daten. Fuß: „Bei der Entwicklung neuer Mobilitätsdienstleistungen sehen wir Player, die verdienen ihr Geld mit Daten. Für viele Dienstleistungen im Internet muss ich nichts bezahlen. Warum nicht auch für Mobilität?“, fragt Fuß.

Guido Reinking beobachtet seit 20 Jahren die Automobilindustrie

Guido Reinking beobachtet die Automobilindustrie seit 20 Jahren – unter anderem für „Welt am Sonntag“, „Financial Times Deutschland“, „Automobilwoche“ und „Capital“.

Mobilität gegen Daten

Mit Hochdruck arbeiten Autohersteller und Zulieferer an der Technologie, die solche Geschäftsmodelle möglich macht. Autoliv, 
der schwedische Spezialist für Insassensicherheit, liefert bereits Komponenten, die Autos wie die Mercedes E-Klasse zumindest teil-autonom fahren lassen. In fünf bis sechs Jahren, schätzt Autoliv, werden in ausgesuchten Städten vollautonome Autos fahren.

So wichtig wie die Sicherheit der Mitfahrer ist dann die Sicherheit der Daten und IT im Auto. Diesem Thema hat sich Giesecke & Devrient (G&D) verschrieben. Die gleiche Technologie, die mobiles Onlinebanking absichert, stellt G&D auch für vernetzte und autonome Autos zur Verfügung.

Wie das Zusammenspiel solcher Technologien künftig funktioniert, zeigt der Schweizer Autovisionär Frank M. Rinderknecht mit dem autonomen, vollvernetzten Sportwagen Rinspeed Etos, den er gemeinsam mit vielen Partnerunternehmen realisiert hat. Der Fahrer, der auf Knopfdruck so zum Fahrgast wird, kann während der Fahrt mit dem Infotainment-System von Harman E-Mails bearbeiten, auf Zuruf an Videokonferenzen teilnehmen, an den persönlichen Geschmack angepasste Playlists oder Videos aus der Cloud genießen. So sicher und lässig kann die Mobilität von Morgen sein.

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