Mit dem HyperHybrid in die Zukunft

15.11.2020

Antriebsstränge

Mit dem HyperHybrid in die Zukunft?

 

Das österreichische Technologieunternehmen Obrist Powertrain hat einen seriellen Hybrid entwickelt. Bei ihm lädt ein Verbrennungsmotor die Batterie nur als Generator, während der eigentliche Antrieb voll elektrisch ist.

 

Vorne Verbrennungsmotor, hinten Elektroantrieb: Beim Obrist Mark II, einem umgebauten Tesla Model 3, wird die Batterie während der Fahrt durch einen Generator bei Bedarf geladen.

Aktuell konkurrieren drei Antriebsstränge um die Zukunft der Mobilität mit dem Auto. Verbrennungsmotoren, obwohl inzwischen extrem effizient, gelten aufgrund ihres CO2-Ausstoßes langfristig als Auslaufmodell. Es sei denn, die Herstellung von E-Fuels macht in den nächsten Jahren entscheidende Fortschritte und ermöglicht emissionsfreies Fahren. Der Einstieg von Porsche in die Entwicklung dieser synthetischen Kraftstoffe hat kürzlich über die Automobilbranche hinaus für Aufsehen gesorgt. Dass elektrischen Antrieben mit Batterien oder Brennstoffzellen tatsächlich die Zukunft gehört, ist nämlich keinesfalls sicher. Preislich betrachtet können sich nur Wohlhabende einen Tesla oder vergleichbare Konkurrenzmodelle in die Garage stellen. Ohne erhebliche Subventionen würden E-Autos in der Unter- und Mittelklasse nicht erst seit Corona wie Blei in den Regalen liegen.

Um die Energiewende in der Mobilität entscheidend voranzubringen, müssen Lösungen her, die weltweit verfügbar und für den Ottonormalverbraucher bezahlbar sind. Deswegen hat das Vorarlberger Unternehmen Obrist Powertrain einen neuen Ansatz entwickelt: den HyperHybrid, wie er im Konzeptauto „Obrist Mark II“, einem umgebauten Tesla Model 3, demonstriert wird. „Serielle Hybrid-Fahrzeuge verfügen wie ein Plug-in-Hybrid sowohl über einen Verbrennungsmotor als auch eine Batterie“, sagt Unternehmensgründer Frank Obrist. „Der entscheidende Unterschied besteht darin, dass beim Plug-in-Hybrid das Fahrzeug entweder elektrisch oder mit dem Verbrennungsmotor angetrieben wird. Beim HyperHybrid dient der Motor lediglich als Generator, der die Batterie auflädt, während das Fahrzeug selbst voll elektrisch fährt“, erläutert Obrist. Aus diesem Grund kommt ein serieller Hybrid mit kleinerem Motor, kleinerer Batterie und ohne Getriebe aus.

Den EU-Verbrauchswerten um zehn Jahre voraus

Dieser ebenso einfache wie geniale Ansatz, der auf bereits bewährten Technologien beruht, bietet zahlreiche Vorteile. Die Fahrzeuge wiegen deutlich weniger als Elektroautos und Plug-in-Hybride mit ihren oft überdimensionierten und sehr schweren Batterien. Die Reichweite ist enorm und der Energieverbrauch minimal: Auf 100 Kilometern benötigt der Obrist Mark II, der wie ein Plug-in-Hybrid konventionell betankt und an der Steckdose geladen wird, neben sieben Kilowattstunden Strom noch zwei Liter Benzin. „Zum Aufladen der Batterie wird der Verbrennungsmotor kompromisslos nur im optimierten Bereich eingesetzt“, erklärt Obrist das Konzept: „Damit erreichen wir eine sehr hohe Effizienz bei gleichzeitig minimalen Emissionen.“

 

Ingenieur und Firmengründer Frank Obrist mit seinem Konzeptauto Obrist Mark II.

Der HyperHybrid erfüllt bereits heute die strengen Abgas- und Verbrauchswerte, die in der EU erst von 2030 an gelten sollen. Ein weiterer nicht zu unterschätzender Vorteil besteht darin, dass die bestehende Tank- und Ladeinfrastruktur genutzt werden kann. Und auch die künftige Entwicklung von E-Fuels bietet gerade für diesen Antriebsstrang beste Perspektiven. Synthetische Kraftstoffe, die in der Produktion CO2-neutral hergestellt werden, machen aus dem seriellen Hybrid eine „Zero Emission“-Technologie, die auch bei Booten, Lastwagen und Kleinflugzeugen eingesetzt werden könnte. Mit seinem Ansatz schickt Obrist einen heißen neuen Kandidaten in das Rennen um den Antriebsstrang von morgen.

Christoph Neuschäffer

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