Mechanik trifft Digitalisierung

14.9.2018

Bewährtes weiterentwickeln und
Neues erschließen

Mechanik trifft Digitalisierung

Lautlos setzt sich der Schaeffler Mover in Bewegung. Alle vier Räder sind bis zu 90 Grad lenkbar und werden von Radnabenmotoren angetrieben. So kommt das Gefährt auch in engen Gassen um jede Ecke. Auf dem rollenden Chassis lässt sich eine Kabine mit vier Sitzplätzen, eine Kühlbox für Lebensmittel oder eine rollende Packstation für Pakete montieren. Elektrisch, autonom, vielfältig einsetzbar – der Mover ist ein Baustein für die Mobilität der Zukunft, wie Schaeffler sie sich vorstellt. Der Industrie- und Automobilzulieferer hat als Ziel ausgegeben, den wachsenden Transportbedarf zu bewältigen, ohne Umwelt und Infrastruktur zu überlasten.

Der Schaeffler Mover

Der Schaeffler Mover ist ein autonom fahrendes Chassis, das je nach Einsatzzweck verschiedene Module tragen kann.

 

„Der Schlüssel zu einer nachhaltigen Mobilität liegt in der Gabe, beidhändig zu agieren“, sagt Prof. Peter Gutzmer, Technologievorstand von Schaeffler. „Wir müssen sowohl Bewährtes weiterentwickeln als auch Neues erschließen.“ Für das Neue steht der Mover, für Bewährtes die zahlreichen Verbesserungen, die 7.600 Ingenieure bei Schaeffler für Verbrennungsmotor, Getriebe und Achsen entwickeln. Denn selbst 2030 werden noch 30 Prozent der weltweit gebauten Fahrzeuge nur einen Verbrennungsmotor und weitere 40 Prozent zusätzlich einen Elektromotor an Bord haben. Rund 30 Prozent der Fahrzeuge werden rein elektrisch fahren.

Auf dem Weg zur Mobilität für morgen fährt Schaeffler mehrgleisig. Das Unternehmen beschäftigt sich seit 20 Jahren mit der Elektrifizierung des Antriebs, vernachlässigt darüber aber nicht die Weiterentwicklung des Verbrennungsmotors. Digitalisierung und Industrie 4.0, die Vernetzung der Produktion, sind zwar zentrale Wachstumstreiber, dennoch will Schaeffler kein Software-Unternehmen werden. Gutzmer: „Bei uns trifft Mechanik auf Digitalisierung.“ Die Zukunft gehöre Unternehmen, die beides beherrschen.

Das zeigt das Beispiel des Mover: In drei bis fünf Jahren soll das selbststeuernde Fahrzeug entwickelt und zur Marktreife gebracht werden. In dieser Phase ist auch der Bio-Hybrid, den Schaeffler vor drei Jahren vorgestellt hat. Das Kleinstmobil mit Elektro- und Pedalantrieb ist ein weiterer Baustein der urbanen Mobilität.

Elektromobilität ist alles andere als langweilig

Am anderen Ende das Skala steht das Konzept Schaeffler 4ePerformance: Der rein elektrisch angetriebene Sportwagen verfügt über vier Motoren aus dem ABT Schaeffler FE01, dem erfolgreichen Rennwagen der Formel E. Sie leisten zusammen 1.200 PS und beschleunigen das Coupé in unter sieben Sekunden auf 200 km/h – ein Beweis, das Elektromobilität alles andere als langweilig ist.

Für jeden Einsatz der richtige Antrieb, das ist auch der Ansatz bei der Weiterentwicklung von Diesel- und Benzinmotoren, von E-Achsen und Getrieben. „Um die künftigen CO2-Ziele zu erreichen, ist die Optimierung des Verbrennungsmotors und des gesamten Antriebsstrangs absolut notwendig“, sagt Automotive-Vorstand Matthias Zink. Denn Benzin- und Dieselmotoren haben noch Potential – und sie sind zum Beispiel aus schweren Lkw im Fernverkehr auf absehbare Zeit nicht wegzudenken. Während es beim Diesel vor allem darum geht, Schadstoffe zu reduzieren, soll der Benziner ähnlich sparsam werden: Ein Wirkungsgrad von 45 Prozent ist das Ziel.

Ganzheitliche Betrachtung

Dabei arbeitet Schaeffler an jedem Detail: 48-Volt-Systeme erlauben den Einstieg in die Hybridisierung zu deutlich geringeren Kosten als bei Voll-Hybriden bei 80 Prozent des Einspar-Potenzials. Getriebekomponenten wie die elektrische Kupplung E-Clutch verbessern Verbrauch und Emission. Hybridgetriebe mit integriertem Elektromotor auf kleinstem Bauraum erlauben die Hybridisierung in allen Fahrzeugklassen. Zink: „Entscheidend für den Erfolg ist dabei die ganzheitliche Betrachtung des Antriebsstrangs.“

Dabei hört Schaeffler nicht bei der Technik im Fahrzeug auf, sondern betrachtet die gesamte Energiekette: Durch Wind, Sonne und Wasserkraft gewonnener Strom kann zur Herstellung von synthetischen Kraftstoffen verwendet werden. Großer Vorteil: Solche „Synfuels“ können im vorhandenen Tankstellennetz vertrieben werden, verbrennen sehr sauber und CO2-neutral. Ein weiterer Baustein einer nachhaltigen Mobilität für morgen.

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