Delphi baut Schürfgerät für die Goldmine „Big Data

7.9.2017

DELPHI BAUT SCHÜRFGERÄT FÜR GOLDMINE „BIG DATA“

Delphi baut Schürfgerät für die Goldmine „Big Data“

Datensammler im Auto: Multi-Domain Controller für die Entwicklung (Mitte) und den Serieneinbau von Delphi.

Autos produzieren immer größere Datenmengen. 65 Megabyte pro Sekunde sind es derzeit. 2020, wenn autonome Fahrfunktionen kommen, werden es 1,5 Gigabyte sein. Im vollautonomen Pkw, fünf Jahre später, sind es mehr als 6 Gigabyte pro Sekunde – hundertmal mehr als heute. Die Festplatte eines Laptops wäre in einer Minute voll. „Die Daten zu verarbeiten ist eine Riesenherausforderung“, sagt David Paja, als Vorstand des Autozulieferers Delphi verantwortlich für Elektronik und Sicherheit im Fahrzeug. Der US-Konzern hat sich diesem Thema gestellt.

Wo befinden sich andere Verkehrsteilnehmer? Wie schnell und wo genau ist das eigene Auto? Funktionieren alle Systeme? Stimmt die Straßenkarte? Ist der Fahrer noch aufmerksam? Sensoren erfassen diese Daten. Viele davon sind wertvoll, zum Beispiel für Versicherungen, Pannenhelfer, Stadtverwaltungen oder Werkstätten. Der Markt dafür wird auf vier Milliarden Euro taxiert. Big Data ist auch eine Goldmine. Delphi stellt nun ein Schürfgerät zur Verfügung, eine offene Plattform mit dem Multi-Domain Controller zum Data Mining.

Zusammen mit dem Controller hat Delphi die Kompetenzen von drei weiteren Unternehmen gebündelt: Control-Tec, von Delphi 2015 übernommen, filtert die nutzbaren Daten aus der Flut der Informationen. „99 Prozent der Daten bleiben im Auto. Nur die relevanten Dinge werden an die Cloud gesendet“, sagt Delphi-Vorstand Paja. Movimento, Anfang des Jahres zugekauft, sendet Software-Updates „over the air“ an das Auto. Otonomo, eine Minderheitsbeteiligung von Delphi, stellt die Daten maßgeschneidert rechtskonform auf einem digitalen Marktplatz gegen eine Gebühr zur Verfügung.

Für die Autohersteller erschließt sich so eine neue Erlösquelle. Aber auch für den Autofahrer ergeben sich Vorteile: Fehler im Fahrzeug werden früher erkannt und behoben, maßgeschneiderte Dienstleistungen angeboten. Die Navigation wird präziser. Rettungsdienste sind bei einem Unfall schneller zur Stelle. Delphi-Elektronikchef Paja: „Autofahren wird sicherer und komfortabler.“

Guido Reinking

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