Aus Freude am Fahren

11.9.2015

AUS FREUDE AM FAHREN

von Guido Reinking

 

Autobahn A9, München Richtung Flughafen. Der silbergraue BMW 5er, der mit Tempo 100 hier seine Bahn zieht, fällt nicht sonderlich auf. Er blinkt, wechselt die Spur, fädelt sich in die Abfahrt zur A92 ein, beschleunigt wieder. Alles ganz normal. Hätte nicht der Fahrer, BMW-Ingenieur Michael  Aeberhard, seine Hände auf dem Schoß statt am Lenkrad und die Füße vor dem Sitz. Denn das Auto ist der erste Prototyp eines „hochautomatisiert fahrenden“ BMW (HAF). Seit 2010 zieht er um München herum seine Bahn. „70.000 Kilometer sind wir damit unfallfrei unterwegs“, sagt Aeberhard. „Die Parkrempler haben Kollegen verursacht“, schmunzelt der Test-Ingenieur, während er auf den großen 13-Zoll-Bildschirm schaut. Auf ihm ist zu sehen, wie die zwölf Sensoren des BMW die Umwelt wahrnehmen: Andere Verkehrsteilnehmer sind blaue Kästchen, die Fahrspuren graue Linien. Bald wandert der 5er ins Museum. Aeberhard und seine Kollegen arbeiten schon an der zweiten Generation, die im Herbst auf die Straße kommt. Während der erste Prototyp noch stark auf die GPS-Daten und gespeicherte Karten angewiesen ist, vor Baustellen deshalb der Fahrer übernehmen muss, soll das neue Modell viel autonomer sein. Die Fahrt ist unspektakulär. Wo bleibt die „Freude am Fahren“? Das ist eine Schlüsselfrage vor allem für eine sportliche Premium-Marke. „Wir achten sehr darauf, dass auch ein automatisierter BMW wie ein BMW fährt“, sagt Werner Huber, Leiter Fahrerassistenzsysteme in der BMW-Forschung. Hier werden die Grundlagen für die Serienentwicklung geschaffen. Deshalb gehen immer mehr Mitarbeiter von Huber ins Forschungs- und Entwicklungszentrum, wo die Serienfahrzeuge entstehen. „Automatisiertes Fahren wird schrittweise Normalität“, sagt Huber. Zunächst auf der Autobahn, später auch auf Bundesstraßen, zuletzt in den Städten. Wann, da wagt in der Automobilindustrie niemand eine genaue Prognose. Auch BMW nicht. Einig sind sich die Hersteller jedoch darin, dass der Weg das Ziel ist. Huber: „Wir lernen jeden Tag dazu.“ Und erst was wirklich sicher ist, wie die Fahrt im 5er HAF, geht in Serie.

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