5.9.2025
Das sind die Preis-Reichweiten-Sieger
E-Autos taugen nicht für die Langstrecke und sind zudem viel zu teuer? Das war einmal. Die Fahrzeughersteller haben auf die Kritik reagiert und diese Nachteile abgestellt. Hier ist eine aktuelle Übersicht, bei welchen Modellen Sie wie viel Reichweite für Ihr Geld bekommen.
R.I.P. – das ist nicht nur die Abkürzung für Rest in Peace (Ruhe in Frieden). Es ist zugleich das Kürzel, dass auf dem Grabstein des E-Autos stehen wird – das zumindest unkten E-Auto-Skeptiker lange Zeit. Denn R.I.P. stehe auch für Reichweite, Infrastruktur und Preis – die zentralen Schlagworte, die gegen die Elektromobilität sprachen. Das mag sogar gestimmt haben, inzwischen aber gilt das nicht mehr. Denn die Hersteller haben massiv nachgebessert.
Fast alle neuen Elektromodelle bieten mittlerweile alltagstaugliche Reichweiten. Business-Limousinen wie der VW ID.7 oder der DS N°8 schaffen sogar mehr als 700 Kilometer mit einer Akku-Ladung – also zum Beispiel die Strecke von Stuttgart bis nach Kiel nonstop. Auch die Ladeinfrastruktur wurde ausgebaut. In Deutschland kann der Auto-Akku an mehr als 166.000 öffentlichen Ladepunkten geladen werden. Zum Vergleich: Tankstellen gibt es hierzulande rund 14.500 Stück. Und auch beim bis zuletzt verbliebenen und besonders schwerwiegenden Kritikpunkt hat sich etwas getan: beim Preis.
Mehrere Hersteller bieten inzwischen günstige Elektro-Einstiegsmodelle an. Eines der jüngsten Beispiele: der Renault 5 E-Tech. Ein kompaktes, schickes E-Auto im Retro-Look mit 312 Kilometern Reichweite zum Preis von 27.900 Euro. Das kann sich sehen lassen. Bald zieht auch VW nach: Die Serienvariante des Showcars VW ID.2all steht in den Startlöchern. Sie wird unter einem noch unter Verschluss gehaltenem Namen auf der IAA Mobility in München Premiere feiern. Der Preis des Serienmodells: weniger als 25.000 Euro.
Doch nicht nur die günstigen Kleinwagenmodelle der Hersteller sind aus Kostenperspektive interessant. Auch SUVs, Kompakt- und Mittelklassefahrzeuge bieten reichlich Reichweite fürs Geld. Das zeigt der Blick auf die Tabelle auf Seite 19. Aufgelistet sind die 25 im ersten Halbjahr 2025 meistverkauften E-Autos in Deutschland, sortiert nach ihrem Preis-Reichweiten-Verhältnis. Das heißt: Die Modelle sind nach dem Preis geordnet, den ein Kilometer Reichweite in der Anschaffung kostet. Die Limousine VW ID.7 etwa, in den ersten sechs Monaten 2025 das beliebteste Modell in Deutschland, bietet in der Einstiegsvariante zum Preis von 54.105 Euro eine Reichweite von 619 Kilometer. Das ergibt umgerechnet einen Kaufpreis von 87,41 Euro, die für jeden Kilometer gezahlt werden müssen. Damit reiht sich der Wagen im oberen Mittelfeld ein.
Die wahrscheinlich größte Überraschung: Der Mercedes EQA, ein E-Auto einer deutschen Premiummarke, sticht in dieser Rangfolge positiv hervor. 45.933 Euro Fahrzeug-Neupreis bei 561 Kilometern Reichweite: Das ergibt umgerechnet 81,88 Euro, die Mercedes-EQA-Käuferinnen und -Käufer für jeden Kilometer Reichweite in der Anschaffung zahlen – damit erreicht das Modell Platz zwei im Ranking.
Den Spitzenplatz des Preis-Reichweiten-Rankings ergattert der koreanische Kleinwagen Hyundai Inster. Die Kombination aus günstigem Einstiegspreis (ab 23.900 Euro) mit der mehr als alltagstauglichen Reichweite von 327 Kilometer (in etwa: Hamburg – Berlin) macht ihn aktuell zum unangefochtenen Spitzenreiter in der „Preis-pro-Kilometer“-Disziplin. 73,09 Euro Neuwagenpreis je Kilometer – günstiger gibt es Reichweitenkilometer derzeit nicht.
Die Tabelle dürfte sich jedoch wandeln. Nämlich dann, wenn die billigen Modelle der aufstrebenden chinesischen Autohersteller im Ranking der meistverkauften E-Autos Deutschlands auftauchen. Aktuell fristen die meisten von ihnen hierzulande ein Nischendasein. Einzig der MG4 des chinesischen SAIC-Konzerns schaffte es in diesem Jahr in die Top 25 der meistverkauften Elektroautos in Deutschland – er kam auf Rang 13.
Doch neue Modelle wie etwa der Dolphin Surf (22.990 Euro, 220 Kilometer Reichweite) des chinesischen Konzerns BYD (Build Your Dreams), dem momentan größten E-Auto-Hersteller der Welt, könnten bald für frischen Wind sorgen. Die Fahrzeuge der chinesischen Hersteller sind auch aus technologischer Perspektive interessant. Denn viele Firmen aus Fernost, darunter auch BYD, setzen in ihren billigeren Modellreihen auf sogenannte Lithium-Eisenphosphat-Akkus (LFP). Im Vergleich zu den sonst meist verbauten Lithium-Ionen-Akkus sind sie deutlich kostengünstiger in der Herstellung. Das bedeutet potentiell enorme Preisvorteile, denn die Batterie ist das teuerste Bauteil eines E-Autos. Wird sie billiger, dürfte auch der Elektroautopreis insgesamt sinken. R.I.P.? Das war einmal.