19 Die über Jahrzehnte fest gefügte Statik der Dienstwagen-Welt löst sich in jüngster Zeit mehr und mehr auf, hat Heil beobachtet. „Lange galt BMW als schick, dann war es Audi – und inzwi- schen hat Tesla in Sachen Status allen anderen den Rang abgelaufen.“ Vor allem Unternehmer und IT-ler führen das Elektroauto aus Kalifor- nien. „Die demonstrieren damit, dass sie offen, innovativ und in Umweltfragen zumindest inter- essiert sind“, sagt Heil. Und Mercedes ist sozu- sagen die Konstante unter den Dienstwagen, „bewährt, aber eben auch ‚old money’“, wie Heil es ausdrückt. Als aufstrebende Marke in diesem Bereich sieht er vor allem Volvo, „weil die sich wie- der ein innovatives Image erarbeitet haben, ohne aufdringlich zu wirken“. Während in den USA ein luxuriöser Dienstwagen immer auch als Erfolgs- bestätigung gilt, weshalb Amazon-Gründer Jeff Bezos die Wuchtbrumme Cadillac Escalade fährt, pflegen hiesige Manager bei ihren Autos lieber ein gewisses Understatement. „Aber auch dabei darf man es nicht übertreiben“, sagt Heil, „sonst gilt man selbst und letztlich auch die Firma rasch als Loser“. DER DIESELSKANDAL WIRD FOLGEN HABEN Zahlreiche Unternehmen, darunter auch der Felgenhersteller Borbet aus dem Sauerland, wählen daher den Weg der unaufgeregten Se- riosität. Das Gros der mehrere hundert Autos umfassenden Dienstwagenflotte bei Borbet sind Škoda Modelle. „Das passt zu uns, denn wir sind ein bodenständiges Unternehmen“, sagt Mar- keting-Leiterin Alexandrea Marowsky. Natürlich fahren die Key-Account-Manager die Fahrzeuge des Herstellers, den sie betreuen, ansonsten je- doch sind Autos vom Typ Škoda Octavia oder VW Passat die erste Wahl im Firmenfuhrpark von Bor- bet. Man wolle „ganz grundsätzlich ein gesundes Maß an Bescheidenheit zeigen“, so Marowsky. Der Dieselskandal wird sich ebenfalls auf die Dienstwagenflotten auswirken – indem bei den Verbrennern wieder mehr Fahrzeuge mit Otto- motoren geordert werden, und indem Hybrid-, Plug-in-Hybrid- sowie Elektrofahrzeuge zuneh- mend in die engere Wahl kommen. Marketing-Ex- perte Heil sagt es so: „Ganz unabhängig von der tatsächlichen Wirkung solcher alternativ ange- triebener Autos auf die Umweltbilanz oder die Kostenstruktur des Fuhrparks – sie setzen nach außen auf jeden Fall ein positives Signal.“ Jürgen Pander B ei Dienstwagen ist Leasing die übliche Variante, denn es spart den Unternehmen die Anschaffungskos- ten und garantiert den Mitarbeitern für eine relativ geringe Summe berufliche und private Mobilität. 2017 stieg der Leasing-Anteil an allen Neuzulassungen nach Angaben des Bundesverbandes Deutscher Leasing-Unternehmen auf 41,0 Prozent, der überwiegende Teil davon sind Dienst- wagen. Was beim Auto also Standard ist, funktioniert seit sechs Jahren auch bei Dienstfahrrädern. Über 200.000 geleaste Diensträder sind nach Angaben des Branchenführers JobRad auf Deutschlands Straßen unterwegs, Tendenz rasch steigend. Wie beim Dienstwagen suchen sich die Angestellten ihr Wunschfahrrad, Pedelec oder E-Bike bei einem der mehr als 4.500 Fachhandels- partner aus. Anschließend least der Arbeit- geber das Rad für eine Laufzeit von in der Regel drei Jahren und überlässt es dem Mitarbeiter zur freien Nutzung. Nach Ab- lauf des Vertrags kann der Mitarbeiter das Rad zu einem günstigen Restwert erwerben. Die monatliche Leasingrate, die meist auch Ver- sicherungsschutz vor Diebstahl sowie einen Reparaturser- vice beinhaltet, zieht der Arbeitgeber teilweise oder ganz vom Bruttolohn ab. Weil die Mitarbeiter das Dienstrad ledig- lich nach der 1-Prozent-Regel versteuern müssen, sparen sie im Vergleich zu einem Kauf je nach Modell zwischen 15 bis 40 Prozent des Kaufpreises. Christoph Neuschäffer Dienstfahrrad – radeln statt im Stau stehen Seit sechs Jahren gilt das Dienstwagenprivileg auch für Fahrräder und E-Bikes. Ein Dienstfahrrad zu leasen ist deshalb für Arbeitgeber wie für ihre Beschäftigten gleichermaßen attraktiv. 200.000 geleaste Diensträder in Deutschland Illustration: Tetiana Kozachok – 123rf.com